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Dienstag, 17.3.2020 / 19.30 Uhr– Abgesagt! 12,– / 6,–
Deutsche Thomas Mann-Gesellschaft

Helmut Koopmann(Keine) Äußerlichkeiten. Kleider machen Leute – auch bei Thomas Mann

EIN ERSATZTERMIN WIRD SOBALD WIE MÖGLICH BEKANNTGEGEBEN.

Helmut Koopmann© privat

Liebe Gäste, unser Termin mit Helmut Koopmann wird verschoben. Wir warten die aktuelle Entwicklung zur Risikovermeidung von Corona-Infekten ab, und versprechen rechtzeitig einen Ersatz-Termin bekanntzugeben. Wir bitten um einige Tage Geduld.

Bereits gekaufte Karten behalten ihre Gültigkeit, können aber auch an der Vorverkaufskasse zurückgegeben werden.

 

„Für mich ist die Welt des Auges nicht eigentlich meine Welt, und im Grunde will ich nichts sehen“, hat Thomas Mann einmal gesagt. Wie konnte er sich nur so irren? Seine Welt ist immer und überall eine gesehene Welt, und die Kleider, mit denen er seine Figuren ausstaffiert, belegen das. Machen Kleider Leute? Nein, aber Leute verwirklichen sich nicht zuletzt in ihrer Kleidung – nirgendwo wird in Buddenbrooks der Verfall deutlicher als in den vêtements. Kleiderbeschreibungen sind Charakterstudien, Kleider sind Visitenkarten. Noch im Felix Krull zeigt das Gewand des Torero Ribeiro, dass Krull seiner eigenen Jugend wiederbegegnet (und vielleicht auch Thomas Mann sich selbst?). Das riesige Kleiderarsenal in seinen Werken zeugt von seinem genauen Blick.

Bei Namen dasselbe. Da ist Settembrini im Zauberberg: Settembrini war eine Bezeichnung für Homosexuelle in der venezianischen Oberschicht … In Mario und der Zauberer tut der Zauberkünstler Cipolla seinem Namen alle Ehre an: Er entblättert sich auf der Bühne. – Nirgendwo hat Thomas Mann gründlicher nach Namen gesucht als beim Doktor Faustus. Dort ist manches hintergründig: Was hat es wohl mit dem Zapfenstößer-Orchester und mit Rudi Schwerdtfeger auf sich? Seine Frau Katia kannte die Bedeutung der Namen für Thomas Mann – sie schrieb einmal: „Er legte großen Wert auf die Namen seiner Figuren und wählte sie so, daß man das Gefühl hatte, der Betreffende könne garnicht anders heißen.“

Helmut Koopmann, geb. am 15. Juni 1933 in Bochum, promovierte und habilitierte sich bei Benno von Wiese und war von 1969 bis 1974 Ordinarius für Neuere Deutsche Philologie an der Universität Bonn und von 1974 bis zu seiner Emeritierung 2001 Ordinarius für Neue Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Augsburg. Gastprofessuren führten ihn häufig in die USA und auch nach Südafrika, China, Italien und Indien. Er ist Herausgeber des Thomas Mann-Handbuchs bei Kröner. 2016 erschien sein Buch Thomas Mann. Studien, statt einer Biographie.

 

Eine Kooperation mit der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft