Nora Bossong„Schutzzone“
Moderation: Joachim Dicks
Nach Stationen bei der UN in New York und Burundi arbeitet Mira für das Büro der Vereinten Nationen in Genf. Während sie tagsüber Berichte über Krisenregionen und Friedensmaßnahmen schreibt, eilt sie abends durch die Gänge der Luxushotels, um zwischen verfeindeten Staatsvertretern zu vermitteln. Bei einem Empfang begegnet sie Milan wieder, in dessen Familie sie nach der Trennung ihrer Eltern im Frühjahr 94 einige Monate gelebt hat. Die Erinnerungen an diese Zeit, aber auch Milans unentschiedene Haltung zwischen gesuchter Nähe und schroffer Zurückweisung überrumpeln und faszinieren sie zugleich. Als ihre Rolle bei der Aufarbeitung des Völkermords in Burundi hinterfragt wird, gerät auch Miras Souveränität ins Wanken, ihr Glaube, sie könne von außen eingreifen, ohne selbst schuldig zu werden.
Was bedeuten Vertrauen und Verantwortung? Wie greifen Schutz und Herrschaft ineinander? Wie verhält sich Zeugenschaft zur Wahrheit? Und wer sitzt darüber zu Gericht? Diesen Fragen geht Schutzzone nach – in privaten Beziehungen wie auf der großen politischen Bühne – und setzt den Konflikten der Vergangenheit die Hoffnung auf Versöhnung gegenüber.
Nora Bossong, 1982 in Bremen geboren, schreibt Lyrik, Romane und Essays, für die sie mehrfach ausgezeichnet wurde, unter anderem mit dem Peter-Huchel-Preis, dem Kunstpreis Berlin und dem Roswitha-Preis. Zuletzt erschienen ihr Roman36,9° (2015) und ihre Reportage Rotlicht (2017) sowie der Gedichtband Kreuzzug mit Hund (2018). Nora Bossong lebt in Berlin.
Joachim Dicks, geb. 1966 in Krefeld, studierte Philosophie, Germanistik und italienische Philologie in Köln und Bologna. Anschließend arbeitete er als freier Autor und Journalist für die ARD und das ZDF und seit 2003 als NDR-Kultur-Redakteur in Hannover.
Die Lesung wird aufgezeichnet und am 12.01.2020 auf NDR Kultur im Sonntagsstudio ab 20 Uhr gesendet.
In Kooperation mit NDR Kultur.